Die barocken Weinhandelshäuser
Zeugnisse einer reichen Kultur in Main- und Tauberfranken
Die barocken Weinhandelshäuser
Zeugnisse einer reichen Kultur in Main- und Tauberfranken
Unsere Region blickt auf eine lange Tradition des Weinbaus zurück. Insbesondere die Klöster hatten dazu ihren wichtigen Beitrag geleistet.
In der Barockzeit, im ausgehenden 17. bis Mitte 18. Jahrhundert gewannen mehrere Familien aus der Region Main- und Tauber-Franken im Weinhandel große Bedeutung. „Ein Auslöser für diese Entwicklung war der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688-1697), der vor allem in der Region der Kurpfalz sowie großen Teilen Süddeutschlands stattfand. Die Weinbaugebiete der Rheinpfalz und Rheinhessens waren gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch die kriegerischen Auseinandersetzungen verwüstet. Die Main- und Tauberregion und deren Weinhändler schlossen die Lücke. (…) Zu Beginn des 18. Jahrhunderts brach nach den jahrzehntelangen Reichskriegen mit Frankreich für den Weinhandel eine Blütezeit an. Frankfurt wurde die Handelsmetropole für Rheingauer, Rheinpfälzer, Rheinhessische und vor allem fränkische Weine. Die letztgenannten sind die Hauptursache für den Aufschwung des Frankfurter Weinmarktes. Etwa 30 fränkische Weinhändler verlegten seit 1720 den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit dorthin. Die Hälfte von Ihnen stammt aus Orten des Oberamtes Bischofsheim an der Tauber. Auch die vier bedeutendsten Zeller Weinhändlerfamilien Wiesen, Fleischmann, Fasel und Bauer hatten Niederlassungen in Frankfurt. Die fränkischen Weinhändler verzollten im Durchschnitt jährlich 1300 Fuder (circa 1,17 Millionen Liter) Wein aus dem Main-Taubergebiet und führten ihn nach Frankfurt ein. Sie beschränkten sich aber nicht nur auf den Handel mit Frankenwein, sondern dehnten ihn seit 1718 auf Rheingauer und Pfälzer Weine aus.
Sämtliche Versuche des Frankfurter Rates, den eigenen Markt zu schützen und die Handelstätigkeit der fränkischen Weinhändler einzuschränken, scheiterten an den fürstbischöflichen Interventionen aus Mainz und Würzburg. (…) Eine Reihe von fränkischen Weinhändlern hatte sich aufgrund dieser permanenten Schwierigkeiten entschlossen, sich als Beisassen oder Bürger dauerhaft in Frankfurt niederzulassen.“ (Dr. Christian Naser, Das vergessene Schloß, Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell, Würzburg 2013, S.10f.)
So kamen einige Weinhändlerfamilien zu großem Reichtum. So auch die Gerlachsheimer Weinhändlerdynastie Buchler. Am Gerlachsheimer „Herrenberg“ wird schon seit Jahrhunderten Weinbau betrieben. Davon zeugt die Geschichte des ehemaligen Prämonstratenserklosters. Im 17. und 18. Jahrhundert intensivierten die Buchler den Weinbau durch geschickten Handel. Weit über die Grenzen von Gerlachsheim hinaus befanden sich ihre Niederlassungen, in Amsterdam, Augsburg und Frankfurt.
Der Reichtum der Weinhändlerfamilien hat sich nicht zuletzt auch in den von ihnen erbauten Weinhandelshäusern niedergeschlagen.
Viele dieser zum Teil Palais-artigen Häuser sind der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Einige sind noch erhalten – mitunter in ruinösem Zustand, andere bereits vorbildlich restauriert. Die noch bestehenden Weinhandelshäuser aus der Barockzeit lohnt es zu entdecken. Sie zeugen von der reichen kulturellen Vergangenheit unserer fränkischen Heimat. Im Folgenden sollen die wichtigsten baulichen Zeugnisse des Main- und Tauberfränkischen Weinhandels dargestellt werden.

Buchlersches Weinhandels-Palais
Gerlachsheim

Abendanz-Anwesen "Altes Schloss"
Distelhausen
Bögner-Haus
Tauberbischofsheim

Schäffner-Haus
Tauberbischofsheim
Handelshaus der Familien Brotzler/Dürr
Königheim
Mühlingsches Haus
Königheim

Franck-Haus
Marktheidenfeld
