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Artenvielfalt

im Streuobstparadies

Auf einer Streuobstwiese können bis zu 5.000 Arten vorkommen. Doch welche Arten sind das? Und wie kann es überhaupt zu einer so großen Artenvielfalt kommen?

Artenvielfalt

auf der Streuobstwiese

Auf einer großen, extensiv bewirtschafteten Streuobstwiese können bis zu 5.000 Arten vorkommen. Wie kann es zu einer so großen Artenvielfalt kommen?

Auf einer großen, naturfördernd bewirtschafteten Streuobstwiese können bis zu 5.000 Arten vorkommen. Doch welche Arten sind das? Und wie kann es überhaupt zu einer so großen Artenvielfalt kommen?

Eine hohe Artenvielfalt wird durch eine große Strukturvielfalt gefördert. Auf einer Streuobstwiese entsteht diese Strukturvielfalt durch die unterschiedlich alten Bäume, die verschiedenen Obstsorten, und weiteren Begleitstrukturen wie Reisig- oder Laubhaufen, Gräben, Böschungen oder Säumen, Hecken, Trockenmauern und unbefestigten Wegen. Der Unterwuchs, also die Wiese, kann durch eine entsprechende Bewirtschaftung noch weiter strukturiert werden. z.B. indem beim Mähen Bereiche stehen gelassen werden oder die Wiese extensiv beweidet wird. Jedoch schon alleine durch das Mosaik aus Licht und Schatten, welches durch den Baumbestand entsteht, wachsen auf der Wiese unterschiedliche Blumen und Gräser.

Eine hohe Strukturvielfalt ist wichtig, da die meisten Arten bestimmte Anforderungen an ihre Umwelt haben und nur dann vorkommen können, wenn diese Anforderungen erfüllt sind. Zum Beispiel ist es für einige Vogelarten von Vorteil, wenn Teile des Grases kurz gemäht sind, da sie ihre Nahrung wie Insekten und Würmer am Boden sammeln und diese so einfacher zu finden ist. Für Insekten sind ungemähte Wiesenbereiche mit höherem Gras jedoch ein wichtiger Ruhe- und Versteckort. Außerdem legen viele Insekten ihre Eier in die Stängel von Gräsern und Blumen. Werden diese abgemäht oder gemulcht, werden die Eier vernichtet. Besteht die Streuobstwiese also aus einem Mosaik von gemähten und ungemähten Bereichen, haben sowohl Vögel als auch Insekten etwas davon.

Vögel

Damit sich Vögel und Fledermäuse auf einer Streuobstwiese tummeln, müssen sie ein reiches Nahrungsangebot aus Insekten dort finden. Insekten fühlen sich auf Streuobstwiesen besonders wohl, da diese in der Regel extensiv, das heißt ohne Einsatz von z.B. Insektiziden, bewirtschaftet werden. Weiterhin bieten die Streuobstwiesen die ganze Vegetationsperiode über Nahrung: im Frühjahr blühen die Obstbäume und im Sommer die Blumen auf der Wiese, im Herbst können die Insekten sich dann an den Früchten der Obstbäume gütlich tun. 

Besonders ins Auge fallen Honig- und Wildbienen, die auf einer blütenreichen Wiese Nektar und Pollen finden. Ihre Eier können Wildbienen in Käferfraßgänge in Totholz legen oder für diese Nester in offene Bodenstellen auf mageren Streuobstwiesen graben. Auch viele Schmetterlingsarten leben auf Streuobstwiesen. Dabei leben die Raupen von Schmetterlingen an Gräsern und Kräutern in der Wiese und ernähren sich von diesen, während die adulten Schmetterlinge den Nektar der Blütenpflanzen als Nahrung brauchen. Typische streuobstbewohnende Schmetterlingsarten sind das Tagpfauenauge, der Zitronenfalter, der Schachbrettfalter, der Distelfalter und das Ochsenauge. 

Daneben kommen auf einer Streuobstwiese noch zahlreiche Arten von Käfern, Krebstieren wie Asseln, Tausendfüßlern und Spinnen vor. 

Grünspecht

Der Grünspecht ernährt sich fast ausschließlich von Ameisen. Da deren Häufigkeit bei zu starker Beschattung abnimmt, bevorzugt der Grünspecht recht offene Streuobstbereiche. Er kann seine eigenen Nisthöhlen in abgestorbene Äste hämmern, manchmal nistet er auch in bereits bestehenden Höhlen. 


Wendehals

Der Wendehals ist zwar ein Specht, kann jedoch keine eigenen Höhlen zimmern und ist daher auf vorhandene Höhlen angewiesen. Dabei nimmt er auch gerne künstliche Nisthilfen an. Auch der Wendehals ernährt sich hauptsächlich von erdhügelbauenden Ameisen. Daher profitiert er von kurzer Vegetation, in welcher er die am Boden lebenden Ameisen besser finden und erreichen kann. 


Gartenrotschwanz

Der Gartenrotschwanz nistet ebenfalls gerne in alten Spechthöhlen. Seiner Nahrung, nämlich vor allem am Boden lebende Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, Asseln und Schnecken, lauert er am liebsten von Ansitzwarten aus auf und fliegt diese gezielt an. Daher ist auch für den Gartenrotschwanz eine lückige oder kurze Vegetation vorteilhaft.


Steinkauz

Während die vorher genannten Arten neben Streuobstbeständen auch in anderen Lebensräumen vorkommen, lebt der Steinkauz in Baden-Württemberg fast ausschließlich in Streuobstwiesen, wobei er dichte Baumbestände meidet. Der Steinkauz benötigt für sich und seinen Nachwuchs gleich mehrere Höhlen, da er diese nicht nur als Nest für die Jungvögel nutzt, sondern auch als Tageseinstände und Vorratskammern. Daher braucht der Steinkauz eine hohe Höhlendichte. Seine Ernährung besteht zum überwiegenden Teil aus Feldmäusen, die er bevorzugt von Sitzwarten aus anfliegt. Kurze Vegetation erleichtert ihm dabei die Jagd.


Fledermäuse

Auch Fledermäuse nutzen Höhlen in Streuobstbäumen. Manchmal nur zum Übernachten, geeignete Höhlen können jedoch auch als Wochenstube genutzt werden, in der die Jungen großgezogen werden. Zu licht dürfen die Streuobstbestände für Fledermäuse nicht sein: denn Fledermäuse orientieren sich, indem sie Ultraschallwellen ausstoßen, die von Oberflächen zurückgeworfen werden. Daher benötigen Fledermausarten regelmäßig hohe Strukturen, um nicht die Orientierung zu verlieren. 40 Obstbäume pro Hektar scheint ein guter Richtwert für Fledermäuse zu sein. 

Insekten

Typische streuobstbewohnende Vogelarten sind der Grünspecht, der Wendehals, der Gartenrotschwanz und der Steinkauz. Die meisten in Streuobstwiesen nistenden Arten sind auf ein gutes Höhlenangebot angewiesen. Baumhöhlen entstehen entweder, wenn alte, morsche Äste herunterfallen und Astlöcher zurücklassen, die nicht richtig verheilen, oder wenn Spechte in meistens totes Holz ihre Höhlen bauen. Um Vögeln möglichst viele Nistmöglichkeiten zu bieten, muss ein Streuobstbestand also Totholz in Form von abgestorbenen Ästen im Kronenbereich und/oder ganzen abgestorbenen Bäume bereitstellen. Pro Hektar sollten idealerweise 10 bis 15 Baumhöhlen zur Verfügung stehen. Ältere, ungepflegte Bäume weisen meist mehr Totholz auf als junge, gepflegte Bäume; Apfelbäume bilden deutlich früher und zahlreicher Höhlen als andere Obstarten. Auch Kirsch-, Birn- und Walnusshochstämme können wertvolle Höhlenbäume sein.

Pflanzen

Insekten sind wiederum vom Vorkommen bestimmter Pflanzen als Nahrungsgrundlage, Ort der Eiablage, als Versteckmöglichkeit und so weiter abhängig. Welche Pflanzen auf einer Streuobstwiese vorkommen, hängt maßgeblich vom Standort, also vom Boden, dem Nährstoffgehalt, dem Klima und der Besonnung/Beschattung ab. Manche dieser Faktoren wie Nährstoffgehalt und Beschattung können auch durch die Bewirtschaftung beeinflusst werden. Generell kommen auf nährstoffreichen Wiesen weniger Pflanzenarten vor, da hier vor allem einige wenige Grasarten dominante Bestände bilden, die das Keimen anderer Arten unterdrücken. Daher sollten Streuobstwiesen nicht oder nur kaum gedüngt werden.

In unserer Region sind Salbei-Glatthaferwiesen auf trockenen Bereichen und Hanglagen recht verbreitet. Auf einer solchen Wiese können bis zu 60 Pflanzenarten wachsen, darunter befinden sich viele Kräuter und blühende Pflanzen. Diese Wiesen sind besonders für einige Schmetterlinge wie den Großen Feuerfalter und den Hellen Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling ein sehr wichtiger Lebensraum.

Vögel brauchen Insekten, Insekten brauchen Pflanzen, Artenvielfalt braucht Strukturvielfalt. Die naturfördernde Bewirtschaftung einer Streuobstwiese kann so vielen Arten helfen, ein gutes Zuhause zu finden. Daher einfach mal ein bisschen Wiese stehen lassen, den Dünger und die chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel weglassen und das Summen und Brummen genießen.


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