Bögner-Haus

Tauberbischofsheim

Bögner-Haus

Tauberbischofsheim

Hauptstraße 31

Das sich in Tauberbischofsheim in der Hauptstraße 31 befindende Palais wurde im Jahre 1744 vom Weinhändler Johann Georg Bögner erbaut. Bei einer Länge von 18,90 Meter besitzt es eine Tiefe von 10,85 Meter. Die Hauptfassade ist nach Norden, zum Marktplatz ausgerichtet. Da das Gelände nach Süden hin schmaler wird, verringert sich auch die Länge in diesem Bereich um circa 1,60 Meter.
Größere Eingriffe erfolgten im Jahr 1910, als man im westlichen Erdgeschossbereich ein Geschäft einrichtete, und in den siebziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts, als im ersten Obergeschoss eine Wohnung dem Wohnstandard angeglichen und südlich des Hofes das dort stehende Wirtschaftsgebäude niedergelegt wurde. Jenes zweigeschossige Gebäude hatte aus einer offenen, durch Bögen gegliederten Halle und einem Fachwerkobergeschoss bestanden. Der Erdgeschossbereich, der über ein Tor auch direkt von der Straße aus befahren werden konnte, war wahrscheinlich als Kellerhalle benutzt worden.
Das noch bestehende Wohngebäude ist zum Großteil durch Gewölbekonstruktionen unterkellert. (…) Eine Treppe und ein einfacher Rundbogen im nordöstlichen Teil des Gebäudes ermöglichen vom südlich anschließenden Hof aus den Zugang zum Kellerbereich.
Im Süden schließt der Hofbereich an, der durch ein Tor an der westlichen Mauer erschlossen wird. Mauer und Tor wurden in den siebziger Jahren bis auf den Schlussstein erneuert. Dieser trägt die Jahreszahl 1742 und das Monogramm „WB“ für Wilhelm Bögner, wobei das „W“ nach unten gespiegelt ist.
 
Bis in die siebziger Jahre wurde der Hof im Osten durch ein zweigeschossiges Wirtschaftsgebäude abgeschlossen.
Die nördliche Hauptfassade setzt sich aus einem Kellergeschoss, drei Vollgeschossen und einem durch drei mächtige Zwerchhauskonstruktionen gegliederten Mansarddach zusammen. Die Fassade wird durch Pilaster, Gesimse, Fenster und eine mittige Treppen- und Portalanlage strukturiert. Diese Teile wie auch das Kellergeschoss und das erste Geschoss bestehen aus rotem, auf Sicht gefertigtem Sandstein. Die übrigen Fassadenteile sind hell verputzt. Die Hauptfassade wird durch sieben Fensterachsen gegliedert, wobei die beiden äußeren Achsen durch Pilaster zusammengefasst werden. Nur diese Pilaster setzen sich im Kellergeschoss fort. Obwohl die Mittelachse auch von zwei Pilastern begleitet wird, enden diese aber aufgrund der mittigen Treppenkonstruktion und des Eingangsportal bereits im zweiten Obergeschoss.
Das aufwändig gearbeitete Portal ist aus zwei pilasterförmigen Pfeilern und einem Bogenteil mit Kämpfer aufgebaut. Der obere, stark vorspringende Teil des Portalbogens bildet die Fortsetzung des Gesimses, welches das Erd- und das erste Obergeschoss optisch voneinander trennt. Die Pilaster nehmen im oberen Bereich erheblich an Tiefe zu, um die stark profilieren und weit ausladenden Kämpfergesimse, welche von Atlanten getragen werden, aufnehmen zu können. Diese bilden das Podest für zwei fast lebensgroße Heiligenfiguren. Die nördliche Figur stellt Maria und die südliche Josef dar. Bei der Marienfigur handelt es sich um die Darstellung einer Maria Immaculata, die ihren Fuß auf den Kopf einer sich um die Weltkugel windenden Schlange setzt. Während Maria eine große Lilie in der rechten Hand hält, ist Josef zu seinen Füßen ein von einem Engel gehaltenes Körbchen beigeben, in dem sich als Zimmermannswerkzeug Beil und Winkel befinden. Der ebenfalls weit ausladende Kämpfer im Scheitelbereich des Bogens ist im unteren Bereich als Engelskopf geformt und bildet im oberen Bereich ein Podest aus, auf dem eine ebenfalls fast lebensgroße Christusfigur Platz findet. Diese Statue nimmt fast vollständig den Raum des dahinterliegenden Fensters des zweiten Geschosses ein. Jesus ist als Auferstandener dargestellt und hält in der linken Hand das Kreuz, während die rechte Hand segnend erhoben ist. Zwei Engel flankieren ihn im Beinbereich.

Dr. Christian Naser, Das vergessene Schloß, Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell, Würzburg 2013, S. 95-97.

Das städtebaulich, äußerst wichtige und qualitätvolle Bögner-Haus schließt den Marktplatz nach Südosten hin ab. Die noch wenigen originalen Ausstattungsstücke, wie zwei stuckierte Kontorräume, Fragmente der Haupttreppe, eine Barockdoppeltür und noch mehrere barocke Türstöcke, lassen erahnen, dass die Qualität der Räume dem repräsentativen Äußeren entsprach. Noch wichtiger ist aber, dass die Raumkonzeption des Weinhändlerhauses klar erkennbar ist. Die im Erdgeschoss untergebrachten Kontorräume, die Saalflucht im ersten Obergeschoss und die Unterbringung der Wohnräume in untergeordneten Gebäudebereichen entspricht der Raumordnung eines Weinhändlerhauses. Das Bögner-Haus steht bis auf die Ostseite frei, so konnte diese Ordnung einfacher umgesetzt werden als in Volkach oder Marktheidenfeld, da man nur auf den nicht rechtwinkligen Grundriss Rücksicht nehmen musste. Einzig das einst völlig freistehende Wiesen-Anwesen in Zell übertrifft die Tauberbischofsheimer Anlage an Klarheit und Funktionalität.
 
Dr. Christian Naser, Das vergessene Schloß, Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell, Würzburg 2013, S. 101.


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