
Schäffner-Haus
Tauberbischofsheim
Schäffner-Haus
Tauberbischofsheim
Sonnenplatz 4
Das von Johann Michael Schäffner um 1730 erbaute Palais befindet sich am Sonnenplatz 4 in Tauberbischofsheim. (…)
Die Anlage ist nach Osten, zum Sonnenplatz hin, orientiert. Das Gebäude wurde in zentraler Lage an der Kreuzung Bahnhofstraße/Hauptstraße errichtet, wobei die Hauptstraße genau auf dieses Anwesen zu führt. Im Nordwesten ist ein schmaler Flügel angebaut. Er ist 4,90 Meter breit, 11,45 Meter lang und vollständig unterkellert. Dieser Keller ist von Nord nach Süd gewölbt. Südwestlich wurde ein weiteres schmales, kellerloses Gebäude errichtet. Es ist 21,04 Meter lang und 5,15 Meter breit und ist durch einen 3,10 Meter tiefen Gang vom Haupthaus getrennt. Diese Gebäudeteile wie auch die Kelleranlagen werden vom Westen aus über den Glockengraben erschlossen.
Das 18,30 Meter lange und 12,36 Meter tiefe Hauptgebäude besitzt neben einem Kellergeschoss zwei darüberliegenden Geschosse und ein traufseitiges Mansarddach. Das außergewöhnlich hohe Dach hat drei Geschosse. Nur das erste Mansardgeschoss ist ausgebaut und weist fünf Gauben auf. Sie nehmen auf die Achsengliederung der Hauptfassade keine Rücksicht. Das Gebäude steht im südlichen Bereich frei. Eine schmale Brandgasse trennt es vom Nachbarhaus. Das Dach ist nach Süden als Walmdach ausgebildet. Im Norden ist dies nicht möglich, da das Haus mit dem angrenzenden Gebäude zusammengebaut ist. Ursprünglich besaß das Schäffner-Haus, aber auch in diesem Bereich ein Walmdach. Zugesetzte Fenster und die noch vorhandene Walmdachkonstruktion in den oberen Dachgeschossen dokumentieren, dass das Anwesen auch nach Norden hin freistand.
Die Fassade wird von acht Fensterachsen gegliedert, wobei im Erdgeschoss die von Norden aus betrachtet vierte Achse als Tür ausgebildet ist. Über eine zweiläufige Freitreppe wird der Höhenunterschied zwischen Straßenniveau und Erdgeschoss überbrückt. Südlich der Treppe befinden sich zwei und nördlich ein Kellerfenster. Nur dieses nördliche Kellerfenster nimmt auf die Achsengliederung der Obergeschosse Bezug. Alle Kellerfenster besitzen geohrte, reich profilierte Gewände mit gebrochenem Sturzkontur. Sie sind vergittert und mit Fensterläden verschlossen. Die Fenster des Erd- und Obergeschosses entsprechen vom Aufbau her den Kellerfenstern, sind aber noch reicher profiliert. Die Fensterstöcke des Erd- und Obergeschosses und die Eingangstür sind in einem weißen, die restlichen Fensterumrahmungen des Keller- und Mansardgeschosses in einem sehr hellen Olivton gefasst. Die verputzen Flächen sind im Kellerbereich in einem kräftigen und in den restlichen Geschossen in einem helleren Olivton gehalten. (…) Der Raum zwischen den Fenstern des Erd- und Obergeschosses wird durch auf diese Art und Weise gestaltete Vierecke ausgefüllt, die zusätzlich durch eine dem Schwung des gebrochenen Sturzkonturs folgende Verdachung unterteilt sind. Dadurch werden nicht nur die Fenster des Erdgeschosses nochmals hervorgehoben, sondern es wird durch diese Art der Fenstergestaltung im Verbund mit den rustizierenden Ecklisenen, die vertikale Ausrichtung der Architektur betont. Auffallend ist, dass die Abstände zwischen den Fensterachsen leicht variieren. So stehen die beiden südlichsten Achsen enger zusammen, während die nördlichste Achse einen größeren Abstand zu ihrem südlichen Nachbarn hat. Der Grund könnte sein, dass Teile eines Vorgängerbaus verwendet wurden.
Dr. Christian Naser, Das vergessene Schloß, Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell, Würzburg 2013, S.102f.